Der Wender oder Wenter und natürlich auch die Wenterin ist die, von der wissenschaftlichen Volkskunde aufgegriffene Bezeichnung im bayrisch-österreichischen Raum für Personen, die Krankheiten, Verletzungen oder Schmerzen durch „zauberische“ (magische) Methoden zum besseren „wenden“. Es ist die traditionelle europäische Form des Geistheilens.
Die Ursprünge
Bereits im 12. Jahrhundert findet man schriftliche Aufzeichnungen über die verschiedensten Methoden des Heilens. Die Ursprünge liegen bei den heidnischen Heilern, Druiden, Priesterinnen und
anderen Menschen, die ein großes Wissen und Kenntnisse über Pflanzenheilkunde und vor allem Wissen über die universelle Ordnung als Voraussetzung für heil Sein und Gesundheit.
Wer die Geschichte des christlichen Abendlandes ein wenig kennt, weiß, dass es der Bevölkerung streng und ziemlich erfolgreich verboten war, vom christlichen Glauben und Heilsweg abzuweichen. Das
Volk aber konnte es sich nicht leisten, die Schwierigkeiten eines mühevollen und oft gefährlichen Alltags durch „Glaubenszweifel“ noch zu vergrößern.
Daher entwickelte das Volk aus menschlicher Urerfahrung, christlichem Glaubensgut und dem, was wir heute als „schamanische Methoden“ bezeichnen, die sogenannte Volksreligion, deren Erfolg nicht
zuletzt auf Glauben im Sinn von Vertrauen beruht.
Ab der ersten Jahrtausendwende wurden diese Menschen dann zunehmend von Vertretern des Christentums angefeindet und verfolgt. Dies gipfelte in den Hexenverfolgungen des 15. bis Mitte
des 18. Jahrhunderts, im Zuge derer viele hunderttausende Menschen ihr Leben lassen mussten.
Seit die westliche Menschheit vor wenigen Jahrzehnten den „Schamanismus“ wiederentdeckt und für sich selbst zu nützen gelernt hat, lässt sich dieser heilsame Weg vom sinnvollen
Vertrauensvorschuss über die eigene Erfahrung bis zum festen Vertrauen – genannt Glaube – von jedermann verstehen und auf Wunsch beschreiten.
Wenterinnen versuchen auf geistiger Ebene eine Krankheit abzuwenden oder eine bereits bestehende Erkrankung zu wenden, das heißt die Krankheit in Gesundheit umzukehren.
Neben dem klassischen Wenter gab es auch noch Kräuterweibln, Bader und Boandlrichter. Häufig haben sich die Einsatzbereiche dieser Heiler überschnitten. Kräuterkundige gibt es heute in vielerlei
Variationen von Kräuterpädagogik bis Phytomedizin, der Bader war unter anderem für die Herstellung von Salben und Pflaster zuständig. Boandlrichter kümmerten sich mit Methoden ähnlich
Chiropraktik um das „Geraderichten“ des knöchernen Skeletts.
In unserer heutigen Zeit sind der “Bader”, die “Kräuterfrau” und der “Boandlrichter” in der traditionellen Form nicht mehr anzutreffen, weil die Gesetzgebung die Ausübung dieser Berufe verbietet.
Das “Wenden” als geistige Heilweise wird nach wie vor praktiziert und unterliegt den Gewerbebestimmungen des “Energetikers”.
Die Methoden der Wenter
Eine der bekanntesten Arten ist das “Warzenwenten“, das es meines Wissens nach, weltweit in keiner anderen Heiltradition gibt.
Die Methode dazu ist das Besprechen. Auch Berufen, Beschreien und Besingen sind gängige Methoden der Wenter. Kraftlieder
und mantrenartige Gebete, wie z.B der Rosenkranz eröffnen mit ihren Wiederholungen einen Raum, stellen ein Energie- und Schwingungsfeld her.
Beten als Werzeug der Wenter
Am häufigsten kommt das Gebet zum Einsatz. Die heilige Kunst des Betens darf nicht mit dem Wort Bitten oder gar Betteln, verwechselt werden. Beten im eigentlichen Sinne ist die Einstimmung auf
eine höhere Ordnung, im christlichen Glauben wird diese höchste Energie als Christus-Energie bezeichnet. Durch die Fähigkeit der Wenterin wird auch der Hilfesuchende in das Vertrauen und die
Tragfähigkeit und Kraft der höheren Ausrichtung mitgenommen.
Dadurch entsteht ein Feld, in dem sich Ordnung einstellen kann. Wenn man davon ausgeht, dass jegliche Beschwerde und Erkrankung durch Unordnung zustande komm, ermöglicht die Gebetsenergie eine
Wende zur höheren Ordnung. Das ist die Voraussetzung für den sogenannten Selbstheilungsprozess.
Historisches zur „Kunst des Betens“
Beten ist ein Grundbedürfnis in jeder Not, weltweit verbreitet und älter als alle Kirchen.
Es finden sich unterschiedliche Erklärungen und Ursprünge über den Begriff des Betens. Die Germanen kannten das Beten nicht. Seit der Christianisierung wurde der Begriff durch das vorhandene Wort
„bitten“ gedeckt. (Worterklärung des Duden Wörterbuches). Ergänzt wird, dass das germanische Wort „bitten“ mit einem anderen althochdeutschen Wort „beitten“, mittelhochdeutsch „beiten“ mit der
Bedeutung „zwingen, drängen, fordern“ zusammenhängt. Die Erklärung „jemanden oder sich selbst durch ein Versprechen oder einen Vertrag binden“, passt recht gut zu Begriffen wie Zauberspruch,
Bannspruch oder Beschwörung. Wo wir wieder beim „Freibeten“ und Wenten sind.
Erd-, Mond- und Sonnenmutter im Dom zu Worms
In einer Seitenkapelle des Domes zu Worms stehen die spätgotschen Figuren dreier heiliger Frauen (die Bethen!). Inschriftlich bekannt als S. Ambede, S. Wilebede und S. Warbede.
Sie gelten als volkstümliche Muttergottesvorstellung uralter vorgermanischer Zeit, sichtbar auch über den Wortstamm -bede bzw. -beth.
Legenden ranken sich um die geheimnisvollen Frauen. In Zeiten des Götterkultes verehrt, dienten sie später als Namensgeberinnen für Weihnachten und Worms.
Die Rede ist von den "drei Bethen", Ambeth, Wilbeth und Borbeth. Sie bilden die göttliche Triade als Erd-, Mond- und Sonnenmutter.
Der Glaube und der Kult um die drei gütigen Frauen, die durch die Lande gehen, weisen Rat erteilen und Gaben schenken, hielt sich im Volk sehr lange.
Der Bethen-Kult wurde von der christlichen Kirche "umgewandelt" und zu den drei Heiligen Margaretha, Barbara, Katharina. Ausgerechnet in der Taufkapelle des Wormser Doms begegnet
uns das aus der gotischen Epoche stammende geheimnisvolle Flachrelief der Embede, Warbede und Wilbede. Dieser Stein belegt zwar die Präsenz der Bethen in jener Zeit, ist aber kein Zeugnis für
eine kultische Kontinuität, denn hier wusste man schon lange nichts mehr von ihrer "göttlichen" Abkunft. Der Dreijungfrauenstein befand sich ursprünglich im Bergkloster, das Kloster lag in
unmittelbarer Nachbarschaft zum Dom, aber außerhalb der Stadtmauer.
Ambeth
Das altirische Wort an-u bedeutet Göttermutter, daraus hat sich dann andera für "junges Weib" entwickelt. Im Lateinischen gibt es annula, das Großmütterchen. So verehrten die Römerinnen Anna
Perenna, Großmutter Zeit, die ewige Anna. Anna Perenna war eine doppelköpfige Göttin und sie war dem Jahreswechsel zugeordnet. Ihre zwei Gesichter schauten von ihrem Himmelstor, wo ein
himmlischer Zyklus mit dem Nächsten verschmolz. Ambeth ist somit die Personifizierung der jungfräulich-mütterlichen Erde. Die christliche Kirche hat aus der Erdmutter Ambeth die Mutter Anna
gemacht. Der Kult um die heilige Anna (Marias Mutter), hatte im 14. Jahrhundert einen großen Aufschwung und war in erster Linie ein Mutterkult. Anna galt als mächtige Patronin der Schwangeren und
Gebärenden sowie auch als Schutzheilige der Bergleute. Auch hier lässt sich Annas Herkunft von der mütterlichen Erdgöttin Ambeth leicht ableiten.
Wilbeth
Das englische Wort wheel enstpricht phonetisch vollkommen dem Wil des Namens Wilbeth. Wheel bedeutet Rad, wird aber auch benutzt, um überhaupt alles Runde zu benennen. Zum mittelhochdeutschen wel
(=rund) gesellt sich das niederdeutsche waal für Vollmond. Das englische wheel hatte vermutlich die ursprüngliche Bedeutung von "runde Mondscheibe". Die Menschen feierten Uul-Beth oder Jul, das
Fest der Göttin Wilbeth zur Zeit der Wintersonnenwende. Die Christen verlegten die Geburt Jesu auf diese Zeit und nannten es Weihnachten. Das Julfest ist unser heutiges Weihnachtsfest. Somit ist
die Jul-Beth eigentlich das Christkind.
Borbeth
Der Name Borbeth enthält in seiner ersten Hälfte den keltischen Stamm borm, zu dem unser warm gehört. Zu keltischer und römischer Zeit hieß die Stadt Worms Borbetomagus, auch hier ist Borbeth
unschwer zu erkennen. Wir begegnen ihr im Dom als Warbede wieder. Die etymologische Herleitung erklärt sich durch die keltische Entsprechung borm zum deutschen warm; so wird aus
Borbetomagus (= das Feld der Borbet) im Zuge der Dialektverschiebung und Latinisierung Warmazfeld, Warmazia, Wormazia und schließlich Worms. Der Erbauer des Doms, Bischof Burchard bezeichnete die
Verehrung der drei Frauen als Sünde und gibt uns so Anlass zur Vermutung, dass die drei göttlichen Frauen sehr beliebt und der Kult um sie im 11. Jahrhundert noch sehr verbreitet war. Die
christliche Kirche machte aus Borbeth schließlich Babett, die heilige Barbara, die der kirchlichen Legende nach von ihrem Vater in einem Turm eingesperrt wurde, weil sie sich zur Christin
bekannte. Als Barbara lebt Borbeth in den "Heiligen drei Madl'n weiter". Quellen: www.frauenwissen.at und www.eichfelder.de
Hexen und das Wend(t)en
Im Baskischen, der letzten lebenden Ursprache Europas, bezeichnet das Wort „bete“ passender Weise den Vollmond oder die Fülle.
In deutschsprachigen Hexenprozessen soll es weiters eine Standartfrage gewesen sein, ob die Beschuldigten „gebötet“, d.h. zu den „heidnischen Frauen“ gebetet und ihnen geopfert hätten.
Die Verbindung von christlichen Gebeten und wenterischer Tätigkeit ermöglichte den Heilern und Heilerinnen nicht als Hexen und Hexer benannt und verbrannt zu werden.
Ein altes Gebet bei Blutungen durch Verletzungen:
„Im Namen der heiligen Dreifaltigkeit: Blut steh still, wie Gott es will!
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“
Blut steh still, wie Gott es will!
Blut steh still, wie Gott es will!
Blut steh still, wie Gott es will!
Die Wenterinnen sagen, es gehört unbedingt Glauben dazu.
Wer darf wenten?
Es gibt zwei Methoden der volkstümlichen Gebetsheilung:
beim „Gesundbeten“ hört der/die Kranke zu, eventuell können auch Angehörige dabei sein und mithören. Im katholischen Süddeutschland und Österreich war es Tradition, dass nur
fromme und unbescholtene Frauen gesundbeten können der oder die Kranke dabei auf ein Bild oder eine Statue der Muttergottes schauen soll.
Bei der zweiten Methode „Anbeten“ oder „Ansprechen“ genannt, werden die Gebete innerlich gesprochen. Die Texte sind geheim, und dürfen nur an eine einzige Person weitergegeben
werden. Auch diese Person muss bei Gott und der heiligen Maria schwören, das Geheimnis zu bewahren.
Nach der Tradition ist die Gabe des Heilens durch „Ansprechen“ nur wenigen Männern, aber allen Frauen und auch Mädchen gegeben, die einen starken Willen haben, nicht streitsüchtig und nachtragend
sind und sowohl über die Methode als auch über die Leiden der „angesprochenen“ Menschen absolutes Stillschweigen bewahren können.
Mit anderen Worten: Es handelt sich um eine uralte Methode des europäischen Schamanismus, von der ungeeignete Typen ausgeschlossen bleiben müssen, weil diese die Methode missbrauchen oder wertlos
machen und die anderen Anbeterinnen als Hexen in Verruf bringen.
Wahres behält ewig Gültigkeit
Kommt die Krankheit von Sünden und Fehlern, dann lege sie ab.
Kommt sie vom Unfrieden in dir, dann mache Frieden.
Ist sie dir angewunschen, dann wehre dich.
Ist sie vom Teufel angehangen, dann wende dich Gott zu.
Volksweisheit, Verfasser unbekannt
In diesem Sinne wünsche ich eine gesunde Zukunft,
Elisa-beth
ElisabethFuchs
Praxis für ganzheitliche Gesundheit
Lebens- und Sozialberatung
Cranio & Coaching
Humanenergetikerin